In den Britsch-Werkstätten wird fachmännisch gearbeitet. Denn antike Möbel und Einrichtungsgegenstände dürfen nicht "überrestauriert" werden, mindestens 80 bis 90 Prozent müssen original sein.
Restaurierung, Expertise und Gutachten von antiken Möbeln
27.09.2017 | Vanessa Ast
Antike Möbel garantieren nicht nur in Sachen Optik das gewisse Etwas bei der Einrichtung. Die qualitativ hochwertigen und extrem langlebigen Stücke aus den verschiedenen Epochen wurden meist aus massivem Holz produziert, sie sind frei von Chemikalien und deshalb absolut wohngesund. Doch woran erkennt der Käufer, ob er es mit echten Antiquiäten aus Biedermeier, Jugendstil, Art Déco & Co zu tun hat – oder einfach nur mit „altem Krempel“?
Antikexperte Georg Britsch weiß, worauf es bei antikem Mobiliar ankommt. Sein Kunsthandel in Bad Schussenried gibt es inzwischen schon fast 30 Jahre.
Wir von Britsch können da nur raten: Auf Nummer sicher und zum Fachhändler gehen. Im nachfolgenden Interview beantwortet Georg Britsch die wichtigsten Fragen zum Antikmöbel-Kauf.
Was genau bezeichnet man eigentlich als "antik" oder "Antiquität"?
Georg Britsch: „Antik ist ein Möbel erst, wenn es mindestens 100 Jahre alt ist. Darüber hinaus ist der authentische Zustand wichtig. Kommode, Tisch oder Schrank dürfen also nicht aus verschiedenen alten Möbelteilen zusammengesetzt und nicht umgebaut sein. Der Fachhändler prüft immer besondere Merkmale: Sind die konstruktiven Teile in klassischer Handwerkskunst hergestellt? Welche Gebrauchsspuren hat die Oberfläche? Wie sieht die Rückwand aus?“
Antikexperte Georg Britsch weiß, worauf es bei antikem Mobiliar ankommt. Sein Kunsthandel in Bad Schussenried gibt es inzwischen schon fast 30 Jahre.
Worauf kommt es beim Zustand antiker Einrichtungsgegenstände an?
Georg Britsch: „Echt antik ist der Einrichtungsgegenstand erst, wenn er nicht "überrestauriert" wurde. Das heißt also, dass 80 bis 90 Prozent des Exponats original sein muss.“
Wie kann ich erkennen, ob ein Stück tatsächlich aus der angegebenen Zeit stammt?
Georg Britsch: „Das ist für den Laien mit bloßem Auge schwierig. Eigentlich kann nur der erfahrene sowie geschulte Fachmann die Epoche bestimmen und diese dann per Zertifikat dem Käufer garantieren.“
Lass‘ die Sonne rein: Bremer Sonnenschrank, um 1820 in Norddeutschland aus Nadelholz gefertigt.
Sind antike Möbelstücke eigentlich alltagstauglich?
Georg Britsch: „Ja und wie. Die Antiquitäten beweisen zum einen schon seit 100 Jahren und mehr, dass sie so einiges aushalten können. Sie haben schon viele Generationen überdauert, die eine oder andere Reise und Umzüge überstanden. Die hochwertigen Hölzer, veredelten Oberflächen und natürlich die handwerklich sowie qualitativ aufwendige Verarbeitung macht aus den Antiquitäten fast unverwüstliche Einrichtungsgegenstände. Antike Möbel wollen und sollen benutzt werden. Und sollte es tatsächlich mal auffälligere Gebrauchsspuren geben, dann lassen sich diese schnell und problemlos beim Fachmann restaurieren.“
Worauf muss ich bei der Nutzung und Pflege achten?
Georg Britsch: „Sie sollten vor allem Spaß an der Benutzung haben! Die Pflege ist eigentlich auch einfach und unkompliziert. Sie sollten lediglich darauf achten, Antik-Pflege aus dem Fachhandel und nicht Allzweck-Pflegemittel aus dem Supermarkt zu verwenden. Diese sind meist ungeeignet und aggressiv, so dass sie dem schönen Möbel eher Schaden zufügen würden. Diesbezüglich kann der Fachhändler gut beraten und die passenden Mittel aussuchen.“
Bei der Pflege ist es vor allem wichtig, Produkte aus dem Fachhandel zu verwenden und nicht Allzweck-Produkte aus dem Supermarkt. Wir beraten Sie gerne und helfen bei der Auswah der passenden Pflegemittel.
Kann ich antike Stücke, beispielsweise einen Kleiderschrank, an meine Bedürfnisse anpassen?
Georg Britsch: „Selbstverständlich. Bei antiken Schränken fehlt sowieso meist die originale Einteilung. Der Antikexperte kann eine solche Einteilung auf Maß nach Kundenwunsch und Absprache anfertigen. Ganz individuell nach Bedarf und Vorstellung.“
Müssen antike Möbel teuer sein?
Georg Britsch: „Nein. Echte Antiquitäten müssen nicht unbedingt mehr Geld kosten, als neue Stücke aus dem Möbelhaus. Oft fallen die Preisunterschiede gar nicht so groß aus. Vor allem wenn man bedenkt, dass historische Möbel immer Einzelstücke sind, deren handwerklich aufwändige Herstellung heute kaum mehr bezahlbar wäre. Außerdem halten die antiken Einrichtungsgegenstände mindestens ein Leben lang, während neue gerne schnell massive Qualitätsverluste zeigen. Das relativiert den Preis dann nochmal erheblich.“
Edel und zeitlos schön: unser Biedermeier-Brandschrank.
Sind antike Möbel eigentlich in der Hausratversicherung mitversichert?
Georg Britsch: „Die Hausratversicherung reicht auf jeden Fall aus, sie muss eventuell beim Betrag angepasst werden, wenn etwa ein sehr teures Stück neu angeschafft wurde. Eine zusätzliche Kunstversicherung ist im Allgemeinen nicht nötig.“
Warum sind antike Möbel chemiefrei und wohngesund?
Georg Britsch: „Antike Möbel bestehen zum Großteil aus wertigem Holz wie Eiche, Nussbaum, Mahagoni oder Kirschbaum. Dieses Material wurde zur Zeit der Fertigung noch nicht mit gesundheitsbelastenden Materialien bearbeitet. Heute kann die Luft in den Räumen durch Schadstoffe in Lacken, Leimen oder Holzschutzmitteln beeinträchtigt sein, das alles gab es damals noch nicht. Auch existierten keine Spanplatten, die Formaldehyd abgeben können. Flüchtige organische Verbindungen wird man bei einem original erhaltenen oder fachmännisch aufbereiteten antiken Teil kaum feststellen können.“
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Kommode aus der Zeit des Spätbiedermeier, um 1860.
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